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«Frame»-Kinotipp: Ein ultra-orthodoxer Jude wird Alleinerziehender

«Menashe» ist eine herzerwärmende und in Jiddisch gedrehte Vater-Sohn-Geschichte, angesiedelt in der chassidischen Gemeinde von New York.

Andreas Scheiner 2 min
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Menashe (Menashe Lustig) muss beweisen, dass er alleine für seinen Sohn (Ruben Niborski) sorgen kann.

Menashe (Menashe Lustig) muss beweisen, dass er alleine für seinen Sohn (Ruben Niborski) sorgen kann.

Menashe (Menashe Lustig) ist ein «shlimazel», das ist einer, der im Schlamassel sitzt. Seine Frau ist gestorben, jetzt riskiert er, das Sorgerecht für den Sohn zu verlieren.

Der Mann ist ein chassidischer Jude in New Work, ein Ultra-Orthodoxer aus Borough Park, Brooklyn, wo man Traditionen hochhält und die Tora sehr genau liest. In jeden Haushalt, so sagt die hebräische Bibel, gehören ein Mann und eine Frau. Ein Kind brauche beide Elternteile.

Menashes zehnjähriger Sohn (Ruben Niborski) soll deshalb beim Schwager (Yoel Weisshaus) deponiert werden, bis Menashe wieder Ordnung hergestellt, sprich, sich wieder vermählt hat.

Aber Menashe, der lieber trauern statt auf Brautschau gehen will, quengelt so lange beim Rabbi, bis er immerhin eine Woche Zeit bekommt, um zu beweisen, dass er alleine für seinen Sohn sorgen kann.

Dass es diesen verzaubernden Film überhaupt gibt, ist bemerkenswert. Denn chassidischen Juden sind weltliche Vergnügen wie Kino oder Fernsehen untersagt, vom Mitmachen in einem Film nicht zu reden.

Doch Joshua Z Weinstein, der selber jüdisch ist, wenn auch nicht orthodox, ist das Kunststück gelungen, ein paar dieser Leute für sein Spielfilmdebüt zu gewinnen.

Offenbar erkannten sie, dass es dem Regisseur nicht daran gelegen ist, voyeuristisch in ihrer Welt herumzustochern, sondern ein nuanciertes, einnehmendes und authentisch in Jiddisch gedrehtes Vater-Sohn-Drama zu erzählen. Der Film fasziniert auch als eine Art ethnografische Dokumentation.